Objekt Titel
Datierung
Gattung
Künstler
Eigentümer
Skizze von W. Tischbein
zweite Hälfte 18. Jh./ erste Hälfte 19. Jh.
Rötel Zeichnung
Johann Heinrich Wilhelm Tischbein (1751-1829)
Museumsberg Flensburg
Vorderseite vor der Restaurierung
Die Rötelskizze zeigt im Randbereich eine nicht identifizierbare, dunkelbraune Substanz. Vermutlich handelt es sich hier um einen alten Klebstoff, mit dem die Skizze rückseitig auf ein Papier aufgebracht wurde. Die intensive Färbung schlägt bis auf die Vorderseite durch und verfälscht dort den optischen Eindruck der Skizze.
Rückseite vor der Restaurierung
Die Rückseite der Skizze wurde mit einem Papier hinterklebt.
Lösen der Hinterklebung
Um die stöhrenden Verfärbungen reduzieren zu können wird das aufgeklebte Papier vorsichtig mechanisch und unter zuhilfenahme eines
speziellen Heißluftgeräts entfernt.
Behandlung mit einer Gelkompresse
Um die Verfärbung zu reduzieren, wird auf die Rückseite der empfindlichen Rötel Zeichnung eine Gelkompresse (Gellan Gum) aufgelegt. Das feste Gel ermöglichen eine langsame kontrollierte Reinigung von verschmutzen Objekten. Dabei wird die Verunreinigung durch Kapillarwirkung aus dem Objekt in das Gel transportiert. Das Blatt ist am Ende der Behandlung vollständig durchfeuchtet.
Vorderseite nach der Restaurierung
Die Reinigung mit der Gelkompresse hat die Verfärbungen durch die unbekannte Substanz deutlich reduziert. Die feinen Linien in den Randbereichen sind wieder sichtbar.
Auch das Papier selbst ist deutlich heller geworden, da das Gel wasserlösliche Abbauprodukte im Papier entfernt hat.
Rückseite nach der Restaurierung
Auch auf der Rückseite sind die dunklen Verfärbungen in den Randbereichen deutlich redutiert. Eine erneute rückseitige Kaschierung der Skizze ist nicht notwendig, da es stabil und von guter Qualität ist.
Objekt Titel
Datierung
Gattung
Künstler
Eigentümer
"Erwürgt nicht die junge Freiheit"
1918
Plakat, Lithografie in 3 Farben (rot, schwarz, grau)
Max Pechstein (1881-1955)
Kieler Stadt- und Schifffahrtsmuseum - Stadtmuseum Warleberger Hof
Die 1918 von Max Pechstein entworfene Lithografie „Erwürgt nicht die junge Freiheit“ ist ein gleichermaßen politisch wie gestalterisch eindrucksvolles Motiv. Vor dem Hintergrund der Novemberrevolution, die 1918/1919 den Übergang des Deutschen Reiches in die Weimarer Republik zur Folge hatte und Anlass für gewaltsame Auseinandersetzungen war, appelliert das Plakat an die Bevölkerung, die noch junge Demokratie vor einem blutigen Bürgerkrieg nach russischem Vorbild zu schützen. Das dargestellte Kleinkind symbolisiert sowohl die junge Demokratie, die es zu schützen gilt, als auch die tatsächlichen Kinder als Leidtragende der Auseinandersetzungen, die durch Hunger und Not besonders gefährdet waren.
Die für die expressionistischen Künstler dieser Zeit charakteristische Formensprache, die mit klaren, kräftigen Linien Abstand von realitätsnaher Darstellung nimmt, um einen dynamischen und kraftvollen emotionalen Ausdruck zu erzielen, war in dieser Zeit des Umbruchs vorübergehend zur „Staatskunst“ und zum geeigneten „Werbemittel“ avanciert.
Außerhalb dieser Phase nahmen expressionistische Künstler eher die Rolle der Avantgardisten ein, die sich gegen den etablierten akademischen Kunstbegriff auflehnten, zur Zeit des Kaiserreiches vom offiziellen Kunstbetrieb sogar abgelehnt wurden. Auch nach der Revolution fanden sie kaum Anklang, weil die Formensprache für die breite Bevölkerung aufgrund anderer Sehgewohnheiten häufig unverständlich war, oder als anmaßend empfunden wurde.
Quelle: Museen Nord – Sammlungen Vernetzen – Kultur Sichern, http://www.museen-nord.de/Objekt/DE-MUS-075910/lido/132+c-1987, letzter Zugriff: 22.05.2021
Vorderseite vor der Restaurierung
Plakate sind als Medium Massenware und nicht für eine dauerhafte Haltbarkeit ausgelegt. In einer Zeit des Mangels wurde Papier auch aus minderwertigen Rohstoffen hergestellt, die zur Folge haben, dass das Papier mit der Zeit sauer und brüchig wird. Risse, Fehlstellen und das Abbrechen von Ecken sind selbst bei vorsichtiger Handhabung die Folge. Ohne Stabilisierung droht weiterer Substanzverlust.
Rückseite vor der Restaurierung
Auf der Rückseite offenbart sich ein weiterer potentieller Schadfaktor. Eine nicht identifizierbare, dunkelbraune Substanz liegt wie ein Rahmen und in der Mitte auf dem Plakat auf. Eventuell handelt es sich hier um seinen alten Klebstoff, mit dem das Plakat einmal angebracht wurde. Die intensive Färbung schlägt bis auf die Vorderseite durch, und verfälscht dort den optischen Eindruck des Druckes. Darüber hinaus finden sich auf der Rückseite Selbstklebebänder, mit denen Risse provisorisch aber unsachgemäß „repariert“ wurden.
Trockenreinigung
Mit einem Latexschwamm werden die Vorder- und Rückseite gereinigt, um Staub und Schmutz zu reduzieren. Verschmutzungen können bei unsachgemäßer Lagerung ein Nährboden für Schimmel und andere biologische Schädlinge sein, oder bei der Anwendung von Klebstoffen während der Restaurierung tiefer ins Papier eindringen, sie werden daher im Vorfeld entfernt.
Entfernung von Selbstklebebändern
Selbstklebebänder stellen für Papierobjekte eine große Gefahr dar. Der Klebstoff wandert ins Papier und führt dort zu optischen und strukturellen
Veränderungen, die irreversibel sind. Klebebänder werden daher mit einem speziellen Heißluftgerät und einem Spatel entfernt, Klebstoffrückstände auf der Oberfläche mechanisch oder mit Lösemitteln
entfernt.
Nassbehandlung
Sobald der oberflächliche Schmutz und alle entfernbaren Fremdkörper abgenommen sind, wird das Plakat einer Nassbehandlung unterzogen. In vier Bädern à 20 Minuten werden tiefsitzender Schmutz und wasserlösliche Abbauprodukte herausgewaschen. Zur Stabilisierung liegt das Plakat dabei auf einem synthetischen Vlies, mit dem es berührungsfrei positioniert werden kann.
In einem Vorversuch hat sich ergeben, dass die Verschmutzung auf der Rückseite wasserlöslich ist. Die
Nassbehandlung löst die Substanz an, sodass sie anschließend entfernt werden kann.
Kaschierung und Fehlstellenergänzung
Aufgrund der geringen Stabilität des Plakates wird auf
der Rückseite eine ganzflächige Kaschierung vorgenommen, durch die gleichzeitig auch Risse geschlossen werden. Dazu wird ein Japanpapier mit einem Flächengewicht von 6 g/m² verwendet. Diese
Papiere zeichnen sich durch eine gute Alterungsbeständigkeit, lange Fasern und hohe Reißfestigkeit aus. Da sie so dünn sind, fällt eine Kaschierung optisch fast nicht auf, die Festigkeit des
Plakats wird aber signifikant erhöht. Die Verklebung des dünnen Papiers erfolgt mit einem Gemisch aus Weizenstärkekleister und Methylhydroxyethylcellulose. Beide Klebstoffe sind
alterungsbeständig und damit unbedenklich für das Original. Sie sind wasserlöslich und können jederzeit wieder entfernt werden.
Detail der ergänzten Fehlstelle und Retusche
Fehlstellen werden bereits vor der Kaschierung mit Restaurierungspapieren ergänzt. Ihre Stärke und Farbe werden am Original angelehnt, um einen möglichst homogenen Eindruck zu erzeugen. Fehlstellen im Motiv werden nach der rückseitigen Kaschierung mit Aquarellfarben retuschiert, die den Farben des Originals angepasst werden. Das Ziel der Retusche ist, durch das Auffüllen der Fehlstellen das Bild als Ganzes optisch zu harmonisieren, ohne es zu verfälschen.
Vorderseite nach der Restaurierung
Nach der Restaurierung tritt das Motiv des Plakates viel deutlicher und eindrucksvoller in den Vordergrund. Der Blick wird nicht mehr von den Verschmutzungen auf der
Rückseite oder Schäden abgelenkt. Der Bildeindruck ist insgesamt beruhigt, die künstlerische Arbeit viel besser ablesbar.
Rückseite nach der Restaurierung
Die Entfernung der Verschmutzungen auf der Rückseite hat den Eindruck deutlich verändert. Dass die Substanz Einfluss auf das Papier hatte, lässt sich noch ablesen: Dort wo sie anhaftete, ist das Papier farblich deutlich heller. Die vollflächige Kaschierung stört den optischen Eindruck nicht, erlaubt dem Plakat aber in Zukunft sicher aufbewahrt und ausgestellt werden zu können.